Interview mit Bandleader Detlef Gödicke / Mai 2017 / © snapshot Redationsbüro München

36 Jahre liegen zwischen Bandauflösung und Reunion, warum hat das so lange gedauert?

Wir standen damals am Scheideweg, entweder mit aller Konsequenz an der Rockstar-Karriere zu basteln oder den "sicheren" Weg einer Berufsausbildung zu gehen, daher habe ich mich damals z.B. für ein Musikstudium entschieden. Lenny ist den anderen Weg gegangen und, wie man heute weiß, mit gigantischem Erfolg (Kingdome Come). Wir haben uns damals sehr für ihn gefreut, wobei ... ein wenig hab ich ihn auch beneidet (lacht).

... und warum genau jetzt der Neustart?

Udo und ich waren ja nie weg aus dem Musikbusiness. 37 Jahre lang waren wir in unserer Showband "NEW FASHION" unterwegs, vom Schützenfest bis zur Deutschlandtour 2004 mit Hanne Haller. Ende 2015 haben wir die Band aufgelöst, nun ist Platz für den immer in uns schwelenden Gedanken, wieder unseren eigenen lupenreinen Hardrock zu spielen, merke: LAKE PLACID ist kein Cover, wir sind das Original!

Was sagen Ihre Familien dazu?

Unsere Frauen waren zunächst stutzig, wie, jetzt eine Midlife-Krise? Aber das ist totaler Quatsch. Wir sind alle in unseren Berufen gut eingebettet und die Kids sind langsam aus dem Haus. Für uns ist das einfach ein großer Spaß, das werden unsere Fans auf dem Album und bei den Live-Shows auch merken und ... bevor LAKE PLACID zur "Kamin-Legende von damals" für unsere Kinder und Enkel wird, möchten wir unseren Familien zeigen, dass die Band und ihr Erfolg kein "Jugendschnack" war.

Warum spielen Sie die alten Songs wieder?

Das Songmaterial von LAKE PLACID hat schon 1979 für Aufsehen gesorgt, wir hatten sogar ein Bein in einer "Major-Deal-Record-Company"-Tür. Unser Anspruch war, ein Album mit "Hardrock-Hits" rauszubringen, was uns unter den Musikerkollegen nicht nur Freunde beschert hat, es hieß dann: "Ah, da ist ja die Teenie-Hardrock-Band." Jetzt will die Teenie-Band von damals den Kollegen noch mal zeigen, wo der Hammer hängt. (lacht)

Spielt die Band auch neues Songmaterial?

Aber ja, ich hatte noch alte Bänder aus unserer Bremer Studiozeit, die Songs sind bis heute unveröffentlicht, dazu kommen noch einige Songs, die ich im Laufe der Zeit für verschiedene Produktionen geschrieben habe und die wunderbar in unser Konzept passen.

Erzählen Sie etwas über Ihr neues Band-Lineup!

Udo musste dabei sein, das war mir von Anfang an klar. Toll, dass er auf meine Anfrage hin sofort zugesagt hat. Dethy kennen wir ja schon lange durch seine Arbeit als Gitarrenlehrer bei uns im Musicland OHZ. Er ist ein supersymphatischer Kerl und ein gnadenlos guter Rock-Gitarrist. Dethy passt zu uns wie A. auf E. und überlegen Sie mal, wir sind nun die einzige Hardrock-Band der Welt mit zwei Detlefs an den Gitarren (lacht). Bei Hank ist unser Bauchgefühl ähnlich wie bei Dethy, Hank ist ja im normalen Leben Musiklehrer an der IGS in OHZ, auch ihn kennen wir schon gefühlt eine Ewigkeit und die Chemie hat immer gestimmt. Udo und ich freuen uns sehr, dass die beiden dabei sind.

... und warum keine Reunion mit den alten Bandmitgliedern?

Das ist leider unmöglich. Ogni und Micha haben sich völlig anders orientiert und machen schon ewig keine Musik mehr, Gonzo spielt in seiner eigenen Band und Fränzi suchen wir schon viele Jahre, keine Ahnung, wo er steckt. Lenny hält sich offen, ob er irgendwann zu uns stößt, das wär natürlich der Burner, wobei ... ich singe unser Zeug eigentlich auch ganz gerne selbst (lacht).

Sie haben als Veranstaltungsort für Ihre LAKE PLACID-Reunion ausgerechnet die Stadthalle in OHZ gewählt, warum?

Das ist einfach erklärt. Obwohl der allererste Ursprung in Bremen lag, verlagerte sich das Geschehen um die Band, z.B. Übungsraum und Technik, ab 1978 komplett nach OHZ. Auch unsere Sponsoren, darunter der für uns unvergessene Bernd Weber von Willms und Co. oder die Kreissparkasse Osterholz, kamen von hier. Alle Bandmitglieder, die 1979 das Album "ROCK IS ALIVE" eingespielt haben, kamen aus dem Landkreis Osterholz. Warum sollten wir unsere neue Live-Show 38 Jahre später, noch dazu gefühlte 200 Meter von unserem alten Übungsraum am Bahnübergang an der Bremer Straße entfernt, nicht in der Stadthalle OHZ zum ersten Mal präsentieren? Vielleicht renne ich vor der Show sogar noch rüber zum alten Übungsraum, um meine E-Gitarre zu holen, aus alter Gewohnheit. Noch Fragen? (lacht).

Was ist für Sie heute anders als damals?

Eigentlich alles, außerdem haben wir deutlich mehr Falten (lacht). Nein, vor allem hat sich die Produktionstechnik völlig gewandelt. Wir sind damals für jeden neuen Ton extra nach Hamburg gefahren, heute kann ich das gesamte Album zuhause in meinem Studio vorproduzieren, die Demos immer wieder im Auto hören und so lange daran rumfeilen, bis jeder Song "auf dem Punkt" ist. Und über das Internet halte ich die anderen Bandmitglieder ständig auf dem Laufenden, da werden wohl noch einige tausend mp3s hin und her geschickt, bis das Album fertig ist.

Sie planen die VÖ der neuen CD und die Reunion-Show schon seit April 2016, warum die lange Vorlaufzeit?

Wir haben ja alle auch noch was anderes zu tun. Zunächst nahm ich mir das ganze Jahr 2016 Zeit, am Songmaterial zu arbeiten. Ende 2016 haben wir dann die Drums recorded, der Bass und alle Gitarren von Dethy sind mittlerweile ebenfalls eingespielt, den Rest mach ich selbst, was bedeutet: die Boys können sich wieder hinlegen (lacht). Danach haben wir noch viel Zeit, die Live-Show dazu zu erarbeiten, es soll am Ende alles perfekt sein, dass ist mein persönlicher Anspruch.

Sie sind offensichtlich der alleinige Produzent, Doppel-CD, Konzertveranstalter ... geht das nicht ins Geld?

Natürlich ist das für mein "Haushaltsgeld" eine gewaltige Herausforderung. Zum Glück habe ich viele liebe Freunde, die an das Projekt glauben, unsere Musik lieben und mich/uns unterstützen, wo es nur geht. Ohne sie wären die Produktionkosten mit Sicherheit im Bereich einer halben sechsstelligen Euro-Summe gelandet.

... und danach, gibt es schon Pläne?

Alles kann, nichts muss. Natürlich werde ich das Endmaterial einigen Major-Labels anbieten, wenn keine anbeißen will, ist das auch kein Beinbruch. Ich habe mittlerweile alles selbst, eigener Musikverlag, eigenes Label, Management, Konzertbookings, ich kann sogar einen Scan-Code für große Verkaufsstellen wie Media-Markt oder Amazon generieren. Und wenn Wacken oder Rock am Ring "rufen", werden wir da sein (lacht).

© snapshot Redationsbüro München - Mai 2017